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Prävention: Gewalt hat viele Gesichter

Kennt ihr alle 6 Arten der Gewalt?



Wenn wir von Gewalt sprechen oder daran denken, kommen uns meistens nur ein oder zwei Arten von Gewalt in den Sinn. Wir denken spontan an körperliche oder sexualisierte Gewalt. Die Definition von Gewalt ist jedoch viel breiter. Mit diesem Beitrag möchte ich Bewusstesein für alle Arten von Gewalt schaffen.



Ich werde in diesem Beitrag auch Beispiele für die einzelnen Arten der Gewalt nennen. Wenn das für euch schwer zu ertragen ist, dann lest bitte nicht weiter.


1. Körperliche Gewalt


Diese Art der Gewalt gehört zu jener, die uns bei diesem Thema sofort einfällt. Hierunter versteht man jede Art der körperlichen Gewalteinwirkung, von der "gsunden Watschn", über an den Haaren reißen, Schläge, Tritte, Stöße, Verbrennen, Schlagen mit Gegenständen bis hin zum Totschlag oder Mord. Gemäß den Schätzungen der WHO (World Health Organisation) werden jährlich ca. eine halbe Million Menschen durch Gewalteinwirkung getötet (ausgenommen Kriegsopfer und durch Todesstrafe Hingerichtete).


2. Sexualisierte Gewalt


Leider sind ca. 3/4 aller Frauen im Laufe ihres Lebens mit sexueller Belästigung konfrontiert. Das reicht von sexueller Belästigung (Nachpfeifen, zu Nahe kommen, ungewollter Körperkontakt, etc.) bis zu schwerer sexueller Gewalt. Während viele Frauen das Nachpfeifen auf der Straße noch mit einem Schulterzucken abhaken können oder sich eventuell sogar durch diese zweifelhafte Aufmerksamkeit geschmeichelt fühlen, wird es schnell bitterer Ernst, wenn körperliche Grenzen nicht mehr respektiert werden. Wenn ihr mehr zu den Zahlen und Fakten nachlesen wollt, empfehle ich euch die Webseite sexuellegewalt.at. Wenn ihr zum Thema Prävention von sexuellem Missbrauch an Kindern nachlesen wollt, empfehle ich euch mein Buch: "Mein Körper gehört mir! - Selbstbewusstein als Prävention: Erziehungstipps zur Vorbeugung von sexueller Gewalt an Kindern".


3. Psychische Gewalt


Noch perfider als die körperliche oder sexualisierte Gewalt ist die psychische Gewalt. Sie hinterlässt keine sichtbaren körperlichen Spuren, die Verletzungen gehen viel tiefer und zermürben und zerstören das Selbstwertgefühl der misshandelten Person. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thema „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ aus dem Jahr 2004, sind 42% der Frauen in Deutschland in ihrem Leben mit psychischer Gewalt konfrontiert. Psychische Gewalt hat viele Schattierungen und Eskalationsstufen, sie beginnt zumeist mit Grenzüberschreitungen und steigert sich nach und nach. Zu ihren Spielarten gehören direkte Drohungen, Beleidigungen oder einschüchterndes und kontrollierendes Verhalten, verbale Erniedrigungen, Anschuldigungen und Mobbing. Rufmord, Verleumdung und bewusst verbreitete Lügen über eine andere Person gehören ebenfalls dazu.


4. Soziale Gewalt


Mit diesem Begriff ist gemeint, dass durch Handlungen von außen das soziale Leben der Person eingeschränkt und sie isoliert wird. Das dient dazu, Kontrolle über das Leben der Person auszuüben. Darunter fällt die Kontrolle von Telefonanrufen, das Abschneiden der Person von Familie und Freunden, die Kontrolle und das Verbot von Kontakten, das Verbot der Berufstätigkeit, Verweigerung der Kinderbetreuung bis hin zum Einsperren der Person.


5. Stalking


Gemäß der Information des österreichischen Bundeskriminalamts versteht man unter Stalking (= beharrliche Verfolgung), wenn jemand widerrechtlich über einen längeren Zeitraum gegen euren Willen eure räumliche Nähe aufsucht (z.B. euch auflauert), mit diversen Kommunikationsmittel Kontakt zu euch sucht oder über einen Dritten einen solchen Kontakt herstellt (z.B. SMS, E-Mail, Soziale Medien) oder in eurem Namen Waren oder Dienstleistungen für euch bestellt oder Dritte auffordert mit euchin Kontakt zu treten oder Tatsachen oder Bildaufnahmen des höchstpersönlichen Lebensbereiches ohne eure Zustimmung veröffentlicht. Hier findet ihr nähere Tipps des Bundeskriminalamts falls ihr Opfer eines Stalkers seid. Seit 2006 ist Stalking in Österreich strafbar gemäß § 107a StGB.


6. Ökonomische Gewalt


Unter ökonomischer (wirtschaftlicher) Gewalt versteht man das Bestreben danach, den Partner/die Partnerin finanziell von sich abhängig zu machen. Das kann geschehen, indem Schulden im Namen des/der anderen gemacht werden, indem Haushaltsgeld verweigert wird, indem das Gehalt oder Kindergeld einbehalten wird und die alleinige Kontrolle über die Finanzen übernommen wird.


Falls ihr unter einer oder mehreren Arten der Gewalt leidet (häufig gehen diese Hand in Hand oder eskalieren immer mehr im Laufe der Zeit), wendet euch bitte an eine Beratungsstelle (Frauenhaus, Polizei oder ähnliches) in eurer Stadt oder Region).


Sehr empfehlenswert ist auch der Elternbrief zum Thema häusliche Gewalt des Arbeitskreises Neue Erziehung e.V. Er ist sehr lesenswert und in mehreren Sprachen verfügbar zum Download.


Ich möchte das Jahr 2024 mit einem Appell beginnen und euch dazu auffordern, nicht wegzuschauen, wenn ihr das Gefühl habt, in eurer Umgebung, in eurer Familie, bei euren Freunden geht etwas in die falsche Richtung. Manchmal genügt ein Funken Wärme und Mitgefühl, um das Feuer der Nächstenliebe zu entzünden!




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