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Pflegekind-Serie: Zwischen Schweinefleisch und Schweigen - wie Pflegefamilien ehrlich durch schwierige Besuchskontakte navigieren

Ein ehrlicher Erfahrungsbericht mit Tipps und Formulierungshilfen bei Besuchskontakten


Konflikte bei Besuchskontakten (generiert mit KI)

"Ich hab damals einfach genickt und gesagt: Ja, wir achten darauf. Aber in Wahrheit hab ich das Kind nicht kontrolliert, ob es Schweinefleisch isst oder nicht. Ich wollte einfach keinen Streit mit den Eltern. Heute weiß ich: Das Kind musste mit mir lügen. Und das war eigentlich nicht fair."


So oder ähnlich könnte der Einstieg vieler Gespräche mit Pflegeeltern über Besuchskontakte klingen. Es sind oft kleine Alltagssituationen, die in einem tiefen Loyalitätsdilemma enden: Was tun, wenn die leiblichen Eltern andere Werte vertreten als man selbst? Wenn sie Forderungen stellen, die nicht umsetzbar oder sinnvoll erscheinen? Wenn sie Dinge erwarten, die dem Kind gar nicht guttun?


In diesem Artikel möchte ich euch mitnehmen in typische Konfliktfelder bei Besuchskontakten und euch ein kleines "Sprach-Toolkit" an die Hand geben: Formulierungen, die ehrlich, wertschätzend und trotzdem klar sind.


Die Klassiker: Typische Konflikte bei Besuchskontakten


Pflegefamilien erleben immer wieder, wie anspruchsvoll die Balance zwischen Kooperation, Kinderschutz und Selbstfürsorge sein kann. Typische Konfliktthemen sind:


  • Ernährung: Kein Schweinefleisch, kein Zucker, nur Bio

  • Kleidung: Keine kurzen Röcke, kein Nagellack, Haare nicht schneiden

  • Religion und Werte: Gebete, Rituale, Feste oder deren Ablehnung

  • Geschenke: Überhäufung mit Süßigkeiten oder teuren Dingen

  • Heimliche Aufträge: "Sag das deiner Pflegemama aber nicht"

  • Rückkehr in die Ursprungsfamilie: "Du kommst bald wieder nach Hause"

  • Kritik vor dem Kind: Abwertung von Jugendamt oder Pflegefamilie


Viele Pflegeeltern schweigen aus Harmoniebedürfnis. Andere stellen klar und riskieren Eskalation. Und viele von uns suchen einen dritten Weg: einen, der ehrlich ist, aber nicht verletzend.


Warum "kleine Lügen" manchmal große Folgen haben


Als Pflegeeltern möchten wir oft einfach, dass der Kontakt "friedlich" abläuft. Man nickt, lächelt, verspricht Dinge, die man vielleicht nicht einhält – und merkt später: Das Kind steckt mittendrin. Denn wenn die Eltern fragen, ob es auch wirklich kein Schweinefleisch gegessen hat, steht das Kind plötzlich vor einer unmöglichen Entscheidung. Die eigene Geschichte mittragen oder die Pflegeeltern verraten?


Mein Weg: Von Harmonie zur ehrlichen Klarheit


Ich habe für mich gelernt: Ich darf ehrlich sein. Und das heißt nicht, dass ich konfrontativ sein muss. Es bedeutet, dass ich mir zutraue, Dinge freundlich, aber klar auszusprechen.


Dazu habe ich mir ein paar Formulierungen zurechtgelegt, die mir helfen, nicht zu schweigen – und nicht zu verletzen. Ich nenne sie mein "Pflegeeltern-Toolkit für schwierige Gespräche".


Ein paar Formulierungshilfen aus meinem Toolkit


Ernährung:

"Wir geben dem Kind Raum, mitzuentscheiden, was es isst. Wenn es bestimmte Dinge nicht möchte, respektieren wir das.""Ich weiß, dass das Thema Essen für Sie wichtig ist. Wir achten darauf, dass das Kind sich wohl und sicher fühlt."

Kleidung:

"Das Kind probiert im Moment viel aus. Wir begleiten das achtsam, aber lassen auch ein bisschen Freiheit zu."

Religion:

"Wir greifen religiöse Rituale gern auf, wenn das Kind Interesse zeigt. Es soll sich dabei aber nicht gedrängt fühlen."

Kritik oder Geheimnisse:

"Ich wünsche mir, dass das Kind nicht das Gefühl bekommt, zwischen uns vermitteln zu müssen. Es darf bei uns ehrlich sein, ohne Angst."

Rückkehroffnungen:

"Das Kind fragt oft, wie es weitergeht. Ich glaube, es tut ihm gut, wenn wir alle ehrlich sagen: Das entscheidet das Jugendamt und niemand kann es versprechen."

Fazit: Ehrlich sein ist mutiger als freundlich lächeln


Pflegekinder brauchen keine perfekten Erwachsenen. Aber sie brauchen sichere, authentische, veränderbare Menschen. Und sie brauchen Eltern, die bereit sind, auch mal Spannung auszuhalten, wenn es der Wahrheit dient.


Wenn du möchtest, kannst du dir auf meiner Seite "Interessante Links" mein kostenloses Handout mit allen Formulierungshilfen herunterladen. Vielleicht hilft es dir beim nächsten schwierigen Gespräch.


Wie gehst du mit solchen Situationen um? Hast du eigene Sätze, die dir helfen? Wie laufen deine Besuchskontakte ab? Schreib mir gern an vampirndl@hotmail.com oder kommentiere unter diesem Beitrag.

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