Helikopter-Eltern - diesen Begriff habt ihr sicher schon öfter gehört. Ich dachte, dass es sich dabei um eine recht neue Begriffs-Erfindung handelt. Tatsächlich wurde diese Bezeichnung bereits 1969 vom israelischen Psychologen Haim G. Ginott in seinem Buch "Between Parent & Teenager" geprägt.
Helikopter-Eltern - man kann es auch mit der Fürsorge übertreiben!
Auch wenn der Begriff "Helikopter-Eltern" nicht neu ist, wird er in den letzten Jahren gefühlt immer häufiger diskutiert. Doch was genau ist damit eigentlich gemeint und welche Auswirkungen hat dieser Erziehungsstil auf Kinder und Jugendliche?
Was sind Helikopter-Eltern?
Der Begriff "Helikopter-Eltern" beschreibt Mütter und Väter, die ihre Kinder wie ein Helikopter ständig umkreisen und überwachen. Diese Eltern neigen dazu, sich in jedem Bereich in das Leben ihrer Kinder einzumischen. Sie wollen nicht nur über die schulischen Angelegenheiten Bescheid wissen, sondern auch immer informiert sein über die Freizeitaktivitäten und sozialen Beziehungen, Freundschaften ihrer Kinder. Ihr Ziel ist es, jede potenzielle Gefahr oder jedes Problem sofort zu erkennen und zu beseitigen.
Woran erkennt man Helikopter-Eltern?
Wenn ihr selbst Kinder habt, seid ihr diesen Eltern sicherlich schon begegnet - hier sind einige der deutlichsten Merkmale:
1. Übermäßige Kontrolle: wie bereits erwähnt kontrollieren sie fast jeden Aspekt des Lebens ihrer Kinder, sogar von der Wahl der Freunde bis hin zur Entscheidung über Hobbys und Freizeitaktivitäten.
2. Perfektionismus: Diese Eltern haben hohe Erwartungen an ihre Kinder und verlangen von ihnen Bestleistungen sowohl in der Schule als auch bei außerschulischen Aktivitäten.
3. Überbehütung: Sie versuchen, ihre Kinder vor jeder negativer Erfahrung zu bewahren, ob es nun Misserfolge in der Schule sind oder Konflikte mit Freunden. Sie streiten mit Lehrern, Eltern anderer Kinder und lösen jedes geringste Problem ihrer Kinder an deren Stelle.
4. Geringe Selbstständigkeit der Kinder: Aufgrund der ständigen Einmischung haben die Kinder oft weniger Gelegenheit, eigene Entscheidungen zu treffen und aus ihren Fehlern zu lernen. Es wird ja jedes Hindernis oder Problem für sie von den Eltern aus dem Weg geräumt.
Woher kommt dieses Helikopter Bedürfnis?
Die Gründe für diesen Erziehungsstil können psychologischer, sozialer und technologischer Natur sein:
Ängste: Nach dem Motto "früher war alles sicherer", haben viele Eltern haben Angst vor den Gefahren der modernen Welt und glauben, dass sie ihre Kinder vor jedem möglichen tatsächlichen oder eingebildeten Risiko schützen müssen.
Wettbewerb und Leistungsdruck: In einer Gesellschaft, die stark auf Leistung und Erfolg ausgerichtet ist, möchten Eltern sicherstellen, dass ihre Kinder die besten Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft haben.
Technologischer Fortschritt: Die Verfügbarkeit von Mobiltelefonen, Apps und sozialen Medien ermöglicht es Eltern, ihre Kinder nahezu rund um die Uhr zu überwachen.
Auswirkungen auf die Kinder
Helikopter-Elternschaft kann tiefgreifende Folgen für die Entwicklung der Kinder haben:
1. Mangel an Selbstständigkeit: man kann sich leicht vorstellen, dass Kinder, die ständig überwacht und kontrolliert werden, oft Schwierigkeiten haben, selbstständig Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen.
2. Geringe Resilienz: Da sie selten mit Herausforderungen oder Misserfolgen konfrontiert werden, fehlt es ihnen an den Resourcen, um mit Krisen oder Rückschlägen fertig zu werden. Diese Resourcen werden im Laufe des Lebens durch persönliche oder soziale Interaktionen vermittelt.
3. Erhöhte Angst und Stress: Der Druck, den Erwartungen der Eltern gerecht zu werden, kann bei Kindern zu erhöhtem Stress und Angst führen. Das kann nicht nur zu psychischen Problemen führen, sondern auch körperliche Krankheiten auslösen.
4. Geringes Selbstbewusstsein: Kinder von Helikopter-Eltern entwickeln oft ein geringes Selbstbewusstsein, da sie sich selbst nicht zutrauen, ohne ihre Eltern das Leben zu meistern.
Auch hier ist manchmal weniger mehr!
Die Kinder auf dem Weg zum Erwachsenwerden loszulassen fällt oft schwer, aber es ist wichtig, dass Eltern einen Mittelweg zwischen Fürsorge und dem Loslassen finden. Hier sind einige Tipps, wie dies gelingen kann:
Vertrauen und Unterstützung: Gebt euren Kindern das Vertrauen und die Unterstützung, die sie brauchen, um eigenständig zu werden.
Fehler zulassen: Erlaubt euren Kindern, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Fehler sind ein wichtiger Teil des Lernprozesses.
Kommunikation fördern: Führt offene und ehrliche Gespräche mit euren Kindern über ihre Sorgen und Ängste, ohne sofort einzugreifen.
Freiheiten gewähren: Gebt euren Kindern die Freiheit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und ihre eigenen Interessen zu verfolgen.
Wie die meisten Eltern wollen auch die sogenannten Helikopter-Eltern nur das Beste für ihre Kinder, doch die übertriebene Fürsorge richtet mehr Schaden an, als sie Gutes bewirkt. Indem ihr euren Kindern mehr Raum zur Selbstentfaltung gebt, helft ihr ihnen, zu selbstbewussten und resilienten Erwachsenen heranzuwachsen. Es ist eine Gratwanderung zwischen Schutz und Überbehütung, die jede Familie individuell meistern muss. Aber mit ein bisschen Übung wird auch dies gut gelingen und zu mehr Entspannung bei Groß und Klein führen!
Tipp: Hört euch zum Thema "Resilienz" gerne auch meine Podcast Folge (Podcast Name: "18 Jahre auf Bewährung") vom 24.3.2020 an!
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