Glücklicherweise hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten in Bezug auf Feminismus in den Familien viel getan. Für viele Männer meiner und der nachfolgenden Generationen ist es mittlerweile ganz natürlich und selbstverständlich, sich gleichwertig in den Haushalt und in die Kindererziehung einzubringen. Das ist eine wunderbare Entwicklung. Dennoch liegt in vielen Familien immer noch die letztendliche Verantwortung für den Haushalt und das Familienmanagement bei den Frauen.
Vor Kurzem habe ich mir eine Folge des Falter Radio Podcasts mit dem Thema "Corona und Feminismus: Rückschritt oder neue Gerechtigkeit?" angehört. Ich kann euch den Podcast im Besonderen (und die Zeitschrift Falter im Allgemeinen) ans Herz legen, es sind interessante Themen für alle dabei. In dieser Folge kam ein junger Mann zu Wort, der sagte, dass er sich durchaus den Haushalt mit seiner Freundin teilen würde, dass er aber manchmal aus Faulheit erst auf eine Aufforderung reagiere.
Ausreden = Respektlosigkeit
Warum ist das eigentlich so? Dieser junge Mann ist ja nicht der einzige, der nur auf Aufforderung hin aktiv wird. Warum benötigen viele Männer eine Extra-Einladung, um Dinge im Haushalt zu erledigen oder eine spezielle Anleitung, um ein Jausenbrot für die Kinder zu machen? Viele Frauen berichten auch, dass ihre Männer leicht beleidigt reagieren, wenn man sich nicht jedes Mal überschwänglich bedankt, wenn sie den Müll runtergetragen haben. Wir Frauen haben doch keine Extra-Ausbildung erhalten, die uns speziell dazu befähigt, eine Einkaufsliste zu erstellen, die Spinnweben zu entfernen, den Weg zum Schmutzwäschesack zu finden oder die Schultasche unserer Kinder zu packen? Also ich habe so eine Ausbildung nicht erhalten, ihr etwa?
Eine weitere Aussage, die ich schon öfter gehört habe, ist: "Naja, ihm liegt halt das Putzen und das Kochen nicht". Dass jemandem Kochen nicht besonders liegt, kann ich verstehen. Es gibt auch genügend Frauen, die nicht gerne kochen. Aber eine einfache Mahlzeit kriegt jeder hin, gerade heutzutage, wo man sich für jeden Handgriff ein YouTube Tutorial anschauen kann. Aber Putzen? Wem bitte liegt Putzen? Ich kenne niemanden, der Putzen als besondere Fähigkeit beschreiben würde. Ich habe auch noch nie einen Lebenslauf in der Hand gehalten, auf dem in der Kategorie Hobbies "Putzen" angeführt war. Das ist einfach nur eine faule Ausrede und wir Frauen sollten diese Ausrede nicht auch noch entschuldigen und so ein Verhalten unterstützen.
Wenn ihr grundsätzlich mit euren Männern vereinbart habt, dass ihr euch die Hausarbeit und das Familienmanagement teilt und der Plan von ihrer Seite gar nicht oder nur teilweise eingehalten wird, dann macht euch eines bewusst: es ist nicht einfach damit getan, sich auf Bequemlichkeit oder Vergesslichkeit herauszureden. Es ist schlicht und einfach respektlos euch und euren Kindern gegenüber, wenn sich euer Mann nicht an die Vereinbarung hält.
Glückliche Frauen = glückliche Kinder
Wenn ihr schon eure eigenen Bedürfnisse nicht ernst nehmt - welche Botschaft sendet ihr euren Kindern? Eure Töchter erhalten den Eindruck, dass es okay ist für den Mann, sich gemütlich vor den Fernseher zu setzen, bedient zu werden, mit den Kumpels loszuziehen, nur Wochenendpapa zu sein, während die Frau alles quasi im Alleingang managen muss und im schlimmsten Fall dafür nicht mal die verdiente Wertschätzung von ihrem Mann erhält. Die Söhne werden sich naturgemäß am Verhalten ihres Vaters orientieren und ein ähnliches Frauenbild entwickeln. Kinder orientieren sich zunächst am gleichgeschlechtlichen Elternteil und in zweiter Linie am gegengeschlechtlichen. Das bedeutet, dass ihr als Eltern dafür verantwortlich seid oder - positiv formuliert - dass ihr als Eltern mitbestimmen könnt, wie sich das Frauenbild und das Verständnis von Familie eurer Kind entwickelt.
Wenn ihr mal wieder abends völlig ausgelaugt und unglücklich ins Bett sinkt, dann stellt euch die Frage: wollt ihr wirklich so weitermachen? Wie unzufrieden seid ihr mit eurer Situation? Wann hattet ihr das letzte Mal richtig Spaß im Leben? Der in Amerika sehr bekannte Psychologe "Dr. Phil" (Dr. Phil McGraw) gibt in seinem Programm "Living by design" (Leben nach Plan) wichtige Denkanstöße zu einem glücklichen Leben.
Die simple Aussage ist, dass du nicht damit beginnen kannst, die anderen zu ändern, bevor du dich nicht selbst geändert und die Verantwortung für dein Leben übernommen hast. Das klingt so einfach. Aber eine ehrliche Bestandsaufnahme des eigenen Lebens zu machen, ist oft sehr schmerzhaft und kann das Schwierigste sein, was ihr je getan habt. Das soll euch nicht abschrecken! Im gleichen Zug ist das auch eine gute Nachricht - ihr habt es selbst in der Hand! Ihr könnt dafür sorgen, dass es euch gut geht.
Mit dem Glücksplan zu mehr Zufriedenheit
Wir Menschen sind ein ganzheitliches System, in dem Geist und Körper untrennbar verbunden sind! Dr. Phil verwendet ein schönes Bild: Ihr seid wie ein Bankkonto. Wenn ihr immer nur auszahlt, bleibt irgendwann nichts mehr übrig. Im schlimmsten Fall ist euer Konto weit in den roten Zahlen. Ihr wisst genau, dass ihr auf euer Konto auch etwas einzahlen müsst, damit ihr danach wieder etwas abheben könnt. Niemand sollte euren Kontostand besser kennen, als ihr selbst! Wenn ihr also merkt, dass euer Kontostand gefährlich sinkt, müsst ihr selbst dafür sorgen, dass das Konto wieder gefüllt wird. Niemand sonst wird euch das abnehmen! Ihr müsst es einfordern.
Wenn ihr Englisch sprecht, empfehle ich euch den Podcast und die (kostenlos) verfügbaren Arbeitsblätter von Dr. Phil zum Thema "Living by Design". Mir gefällt vor allem sein bodenständiger und praktischer Stil. Wirklich jeder kann mit seinen Ratschlägen etwas anfangen. Natürlich richten sich seine Ratschläge nicht nur an Frauen, sondern an alle Menschen, die ihr Leben zum Positiven verändern möchten. Wenn ihr also ein Mann seid oder diese Tipps auch für euren Partner, Ehemann oder einen männlichen Freund interessant sein könnten, dann macht ihm doch eine Freude und gebt diese Informationen weiter.
Ich bin mir sicher, je mehr Menschen Glück und Zufriedenheit in ihr Leben bringen, desto besser geht es ihnen, ihren Kindern und unserer Gesellschaft!
Wenn ihr euch mehr mit dem Thema Frauengesundheit beschäftigen wollt oder Hilfe benötigt, könnt ihr euch an das Netzwerk der österreichischen Frauengesundheitszentren wenden.
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