Mit diesem Zitat frei nach Wilhelm Busch möchte ich eine neue Serie beginnen, in der ich mich mit dem Muttersein beschäftige. Wie können wir das Muttersein mit der Bewahrung unserer eigenen Identität als Mensch vereinen?
Bevor wir Mütter wurden, ob nach einer Schwangerschaft, einer Adoption oder Aufnahme eines Pflegekindes, führten wir ein selbstbestimmtes Leben. Wir konnten selbst bestimmen über unsere eigene Zeit, über unseren Körper, über die Verwendung unserer Ressourcen.
Alles steht Kopf
Sobald ein Kind da ist, wird unser Leben auf den Kopf gestellt. Die Prioritäten werden zunächst nicht mehr durch uns bestimmt, sondern durch unser Kind. Egal wie gut wir uns vorbereiten und wie sehr wir uns über die Ankunft unseres Kindes freuen, dieser Zeitpunkt bedeutet eine große Umstellung. Es ist der Beginn eines neuen Lebensabschnitts, der geprägt sein kann von
emotionaler Belastung,
Schlafmangel,
dem Gefühl, nie allein sein zu können und
ständig die Bedürfnisse anderer befriedigen zu müssen.
Von uns wird erwartet, dass wir damit klarkommen, von einem Moment zum nächsten freudig in diese Rolle zu schlüpfen und uns nicht zu beschweren. Für viele Frauen ist es immer noch beschämend zuzugeben, dass sie mit der Situation überfordert sind, dass sie das Gefühl haben, nicht mehr als eigenständige Person mit eigenen Bedürfnissen wahrgenommen zu werden. Sie werden auch von der Gesellschaft nur mehr mit ihrer Mutterrolle identifiziert. Alles dreht sich nur noch um das Kind, sogar in Gesprächen mit anderen werden wir nur mehr nach den Kindern gefragt, als gäbe es uns nur noch in Verbindung mit unserem Kind.
Auch Mütter haben eigene Bedürfnisse!
Mutter zu sein bedeutet jedoch nicht, dass wir keine eigenen Bedürfnisse mehr haben.
An dieser Stelle fällt mir ein Beispiel ein, das ihr sicher kennt, wenn ihr schon einmal mit dem Flugzeug unterwegs wart:
Im Falle eines Druckverlustes fallen automatisch Sauerstoffmasken aus der Kabinendecke. In diesem Fall ziehen sie bitte eine der Masken zu sich heran und drücken Sie die Öffnung fest auf Mund und Nase. Dannach assistieren Sie bitte mitreisenden Kindern.
Wir sollen also erst uns selbst helfen, unser eigenes Bedürfnis nach Sauerstoff befriedigen, bevor wir unseren Kindern oder anderen Personen helfen. Dieses Beispiel lässt sich auch auf unser restliches Leben übertragen. Wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse ständig ignorieren, geht uns irgendwann die Luft aus, um die Bedürfnisse unserer Kinder und unserer Familie zu erfüllen.
Was sind legitime Bedürfnisse?
Abgesehen von den Grundbedürfnissen wie essen, trinken, schlafen, etc., gibt es weitere Bedürfnisse, die wir für uns definieren müssen und nicht ignorieren sollten.
Persönliche Bedürfnisse: jede von uns hat sehr persönliche Bedürfnisse, die aufgrund unserer Persönlichkeit und Lebenserfahrung entstehen. Das kann das Bedürfnis nach Ruhe, nach Austausch, nach Sport, nach kreativem Ausdruck, nach Zweisamkeit mit dem Partner sein. Diese Bedürfnisse können je nach Persönlichkeit unterschiedlich sein.
Das Ignorieren dieser persönlichen Bedürfnisse und Grenzen kann schwere Konsequenzen haben. Es kann zu Depressionen, Panikattacken, Jähzorn, Ängsten, mangelnder Libido, etc. führen. Auch ständiges Lügen zur Verschleierung von Problemen kann die Folge davon sein.
Mutter sein ist eine sehr wichtige Aufgabe. Gerade die ersten Lebensjahre des Kindes sind ausschlaggebend, damit unser Kind Urvertrauen aufbaut und ein gutes Selbstwertgefühl bekommt. Das ist nicht nur wichtig für unser Kind und unsere Familie, sondern auch für unsere Gesellschaft und die Welt, in der wir leben.
Frauen und Mütter verändern die Welt
Kinder mit einer guten Erfahrung in diesen ersten Lebensjahren werden zu Erwachsenen, die diese gute Erfahrung ebenfalls leben und weitergeben können. Kein Wunder, dass Mütter diese Verantwortung manchmal belastet und ermüdet. Kein Wunder, dass wir so hart arbeiten und die Aufgabe ernst nehmen.
Leider vergessen wir dabei oft uns selbst und dass auch wir unsere Batterien aufladen müssen, um diese Aufgabe erfüllen zu können. Wir setzen die Sauerstoffmaske häufig erst den anderen auf und schnappen daneben schon nach Luft, bevor wir uns selbst helfen.
Was sind die häufigsten Bedürfnisse von Müttern?
eigene Identität: wir möchten als eigenständiger Mensch wahrgenommen werden und nicht nur über unsere Mutterrolle definiert werden
Beziehungen: wir brauchen Beziehungen zu anderen Menschen außerhalb der Familie, zu unseren Freunden und Freundinnen
persönliche Weiterentwicklung: wir wollen nicht stagnieren in unserer Entwicklung, nur weil wir jetzt Mütter sind
Perspektive: wir brauchen einen Ausblick wo es für uns hingeht
Hoffnung: wir brauchen die Hoffnung, dass wir den Aufgaben gewachsen sind
Hilfe: wir müssen wissen, wer uns unterstützen kann, wenn uns die Luft ausgeht
Ich werde mich näher mit dem Muttersein und mit jedem dieser Bedürfnisse beschäftigen und damit, wie wichtig es ist, diese zu erfüllen, damit wir weiterhin gute Mütter sein können und die Welt zu einem besseren Ort machen können.
Ich hoffe ihr seid mit dabei und könnt positive Impulse aus dieser Reihe für euch mitnehmen! Teilt den Artikel mit Müttern, die genau das lesen müssen, damit sie besser auf sich achten!
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