In den letzten Monaten und Wochen haben einige Fälle von entdecktem Kindesmissbrauch durch Prominente in den Medien hohe Wellen geschlagen. Ich finde es zynisch zu argumentieren, dass es sich bei einigen dieser Fälle "nur" um den Besitz von Dateien handelte, auf denen Kindesmissbrauch und sexuelle Übergriffe zu sehen sind. Dabei wird heruntergespielt oder vergessen, dass hinter jeder dieser fotografierten oder gefilmten Szenen ein Kind steht, das missbraucht wird. Ein Kind, dessen Leben nie wieder dasselbe sein wird und das nie wieder die kindliche Unbeschwertheit haben wird, die es vor dem sexuellen Missbrauch hatte.
Unsere Rolle als Eltern ist es, unser Kind vor physischen oder psychischen Übergriffen und sexuellem Missbrauch zu schützen. Leider können wir nicht rund um die Uhr über unser Kind wachen. Spätestens wenn unser Kind in den Kindergarten geht oder ein Hobby in einem Verein ausübt, müssen wir es fremden Personen zur Betreuung übergeben und darauf vertrauen, dass es dort in guten Händen ist. Obwohl die meisten dieser Erwachsenen wohl ebenso unsere Kinder schützen wollen wie wir, so dürfen wir nicht so naiv sein, und das bei allen Erwachsenen voraussetzen, denen wir unsere Kinder anvertrauen.
Aufklärung kann vor Kindesmissbrauch schützen!
Ich möchte euch einige Tipps geben, mit denen ihr euch eure Kinder auf solche Situationen vorbereiten könnt. Je besser ihr und eure Kinder über dieses Thema informiert seid, desto besser könnt ihr und eure Kinder reagieren und desto geringer fällt die Traumatisierung aus im Falle eines Missbrauchs.
1. Tipp: Redet mit euren Kindern über sexuellen Missbrauch! Kinder müssen wissen, dass es Situationen und Menschen gibt, die gefährlich für sie sein können. Hier geht es nicht um sexuelle Aufklärung eurer Kinder, sondern darum, sie aufzuklären, wann andere Personen (auch Jugendliche!) Grenzen überschreiten und dass sie bei einem solchen Ereignis auf jeden Fall zu euch kommen müssen, auch wenn sie der Täter oder die Täterin unter Druck setzt.
2. Tipp: Vorsicht vor Grooming! dieses Wort bezeichnet den Annäherungsprozess, den Täter in Gang setzen, um sich euch und eurem Kind zu nähern. In den seltensten Fällen geschieht ein Missbrauch plötzlich. Meistens findet ein Prozess statt, in dem das Kind immer mehr in den Bann des Täters/der Täterin gezogen wird und in dem immer mehr Grenzen überschritten werden. Am Ende fühlt sich das Kind so involviert in den Missbrauch, dass es sich selbst die Schuld am Missbrauch gibt und nicht darüber spricht. Bleibt aufmerksam, ob irgendjemand euch oder eurem Kind zu nahe kommt und Grenzen überschreitet.
3. Tipp: Geheimnisse sind nicht sicher! der Täter/die Täterin benutzt das Kind während des Grooming Prozesses dazu, Kinder immer weiter in die Schuldspirale zu treiben. Unter anderem dadurch, dass das Kind das Geheimnis der Grenzüberschreitungen wahrt. Bringt euren Kindern den Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen bei!
4. Tipp: Du allein herrschst über deinen Körper! Ihr könnt eurem Kind schon ab dem Kleinkindalter beibringen, zB bei der täglichen Körperhygiene, dass es allein über seinen Körper bestimmt. Kein Erwachsener hat das Recht, in die Intimsphäre des Kindes einzudringen und diese Grenzen zu überschreiten.
5. Tipp: Es heißt Penis und nicht Pipimann! Es ist nicht zielführend, die Körperteile eures Kindes, vor allem die intimen Körperteile, mit verniedlichenden Begriffen zu bezeichnen. Sollte ein Übergriff stattfinden, muss das Kind das richtige Vokabular beherrschen, um benennen zu können, welche Körperteile betroffen sind. Manche Kinder trauen sich nicht, über den Missbrauch zu sprechen, weil sie nicht wissen, wie sie darüber sprechen sollen.
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